Ich sehe diese Zeit als eine Stunde der Wahrheit… in eine Krise zu geraten bedeutet, gesiebt zu werden. Die eigenen Kategorien und Denkweisen werden erschüttert, deine Prioritäten und dein Lebensstil werden herausgefordert. Du überschreitest eine Schwelle, entweder durch deine eigene Entscheidung oder zwangsweise, denn es gibt Krisen wie die, durch die wir gerade gehen, die du nicht vermeiden kannst.
Die Frage ist, ob du diese Krise überstehst und wenn ja, wie. Die Grundregel einer jeden Krise ist, dass du nicht genau so herauskommst, wie du hineingegangen bist. Wenn du sie überstehst, dann gehst du besser oder schlechter aus ihr hervor, aber du bleibst nicht derselbe.
Wir erleben eine Zeit der Prüfung. Um solche Prüfungen zu beschreiben, spricht die Bibel davon, „durch ein Feuer zu gehen“, wie in einem Brennofen, der die Arbeit des Töpfers prüft. Es ist so, dass wir alle im Leben geprüft werden. Auf diese Weise wachsen wir.
In den Prüfungen des Lebens offenbarst du dein eigenes Herz: Wie stabil es ist, wie barmherzig, wie groß oder wie klein. Normale Zeiten sind wie normale Veranstaltungen: Man muss sich selbst niemals zeigen. Du lächelst, du sagst die richtigen Dinge und du überstehst das alles unbeschadet, ohne jemals zeigen zu müssen, wer du wirklich bist. Wenn du aber in einer Krise bist, ist es das genaue Gegenteil: Du musst wählen. Und in deiner Wahl zeigst du dein Herz.
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In einer Krise wie der Samariter zu handeln bedeutet, sich von dem, was ich sehe, berühren zu lassen, wissend, dass das Leiden mich verändern wird. Wir Christen nennen das Das Kreuz aufnehmen und annehmen. Das Kreuz annehmen, in der Zuversicht, dass das Kommende neues Leben sein wird, gibt und den Mut, das Wehklagen und den Blick zurück aufzugeben.
So können wir aufbrechen, anderen dienen und so Veränderung geschehen lassen, die nur durch Mitgefühl und Dienst am Menschen entstehen kann.
(aus: Papst Franziskus, Wage zu träumen!)