Das Leben ist in seinen Gesetzen und Spannungen geblieben. Der Herrgott hat sich diesen Spannungen untergeordnet und eingeordnet. Er trägt sie mit und erhöht das Kraft- und Tüchtigkeitspotential der ganzen Menschheit.
Als letztes aber: Der Mensch ist nicht mehr allein. Es gibt nun keine Nächte ohne Licht, keine Gefängniszellen ohne echtes Gespräch, keine einsamen Bergpfade und gefährlichen Schluchtwege ohne Begleitung und Führung.
Gott ist mit uns: So war es verheißen. Und so ist es wirklich geworden: Ganz anders, viel erfüllter und zugleich viel einfacher, als wir meinten.
Den Lasten Gottes soll man nicht ausweichen. Sie sind zugleich der Weg in den Segen Gottes. Und wer dem herben und harten Leben die Treue hält, dem werden die inneren Brunnen der Wirklichkeit entsiegelt, und ihm ist die Welt in ganz anderem Sinn nicht stumm, als er ahnen konnte. Die Last ist gesegnet , weil sie als Last Gottes anerkannt und getragen wurde.
Gott wird Mensch. Der Mensch nicht Gott. Die Menschenordnung bleibt und bleibt verpflichtend. Aber sie ist geweiht. Und der Mensch ist mehr und mächtiger geworden. Lasst uns dem Leben trauen, weil diese Nacht das Licht bringen musste. Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.
Alfred Delp
in Plötzensee hingerichtet