1. Advent

Das Gesetz der Freiheit

1. Advent (c) Bild von Myriams-Fotos auf Pixabay
1. Advent
Datum:
So. 29. Nov. 2020

Der Mensch muss frei sein. Als Sklave, in Kette und Fessel hat sich der Mensch viele Gedanken und Sorgen gemacht. Er hat erst unternommen, seine äußere Freiheit zu sichern- und er hat sie doch immer wieder verloren. Das Schlimme ist, dass der Mensch sich an die Unfreiheit gewöhnt und selbst die ödeste und tödlichste Sklaverei sich als Freiheit aufreden lässt.

In diesen Wochen der Gebundenheit habe ich dies erkannt, dass die Menschen immer dann verloren sind, wenn sie nicht einer großen inneren Weite und Freiheit fähig sind. Wer nicht in einer Atmosphäre der Freiheit zu Hause ist, die unantastbar und unberührt bleibt, allen äußeren Mächten und Zuständen zum Trotz, der ist verloren.

Dieser Freiheit wird der Mensch teilhaftig, wenn er seine eigenen Grenzen überschreitet.

Man muss die Segel in den unendlichen Wind stellen, dann erst werden wir spüren, welcher Fahrt wir fähig sind. 

Die freie und vorbehaltlose Begegnung mit dem Herrgott gibt dem Menschen seinen eigenen Raum. 

Die Lehre der Alten von der „Abgeschiedenheit der Seele“ ist große Weisheit, weil sie die Lehre von der Selbstwerdung der Menschen ist, der nur jenseits seiner er selbst werden kann. „Ich bete an“ und „Nimm hin“ sind  die beiden Urworte der menschlichen Freiheit. Das gebeugte Knie und die hingehaltenen Hände sind die Urgebärden des freien Menschen. 

Alfred Delp, Jesuit, 
hingerichtet 2. Februar 1945